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Hundetraining, R+, Hundeverhalten, Körpersprache, Lerntheorie


Die 4 F’s beim Hund – Was ist das?

Die 4 F’s sind natürliche Reaktionen auf eine Bedrohung. Bedrohungen können unterschiedlich sein. Ein klassisches Beispiel ist der sich nähernde, fremde Hund. Je nach dessen Körpersprache und Ausdruck kann er auf unseren Hund bedrohlich wirken. Andere Auslöser können aber auch Autos, Fahrräder, Menschen, o.ä. sein.
Es ist unwichtig, wie der Mensch die Situation wahrnimmt, der Hund entscheidet, was für ihn eine Überforderung und Bedrohung darstellt.

Die verschiedenen Reaktionen unterscheidet man in Fight, Flight, Freeze und Fiddle/Flirt, also kämpfen, flüchten, einfrieren und herumalbern. Diese Reaktionen sind auch beim Menschen bekannt, nur dass Fiddle/Flirt hier oft mit “Fawn” ersetzt wird. Es gibt aber auch “Fiddle”-Menschen, z.B. diejenigen, die ihre Nervosität zu überspielen versuchen, in dem sie anfangen Witze zu reißen.

Adrenalin wird ins Blut abgegeben, das Stresslevel steigt und der Hund ist in Alarmbereitschaft. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren, um eine Lösung zu finden und den Konflikt zu beenden.

Die Reaktionen sind nicht nur für den Menschen anstrengend, sondern auch und vor allem für den Hund, der ja mit einer für ihn bedrohlichen Situation konfrontiert wird. Es ist wichtig, dass wir Menschen lernen, unsere Hunde zu lesen und ihnen zu helfen.

Je nach Situation, Befinden, aktuellen Möglichkeiten und den bisher gemachten Erfahrungen greift der Hund auf eine der 4 F – Reaktionen zurück.

Flight

Flight, also das Flüchten, sorgt dafür, dass die Distanz zum Auslöser vergrößert wird. Es äußert sich entweder durch eindeutiges Weglaufen oder aber auch etwas weniger deutlich dadurch, dass der Hund beispielsweise den Körperschwerpunkt weg bewegt, einen Bogen läuft oder ausweicht. Auch Verstecken/Verkriechen oder sich bzw. den Blickkontakt abwenden sind typische Zeichen.

Flight ist eine einfache Art, um einen Konflikt zu beenden. Ein Flüchten ist aufgrund der Leine oftmals allerdings nicht möglich, weshalb es wahrscheinlich ist, dass der Hund in vielen Fällen auf eine der anderen Strategien zurückgreift.

Freeze

Freeze, also das Einfrieren, ist ein Vorgang, der nicht willentlich gesteuert wird, sondern automatisch abläuft. Gesteuert wird das Ganze von der Amygdala, einem Bereich des Hirns, in dem Reize emotional bewertet werden.

Der Hund befindet sich hier in einem Konflikt zwischen Angriff und Flucht und erstarrt. Seine Körperspannung ist hoch und er verharrt bewegungslos in der Situation.
Das Einfrieren kann sehr kurz sein (wenige Sekunden), kann aber auch so lange andauern, bis die bedrohliche Situation vorüber ist.

Das Einfrieren ist ein Warnsignal und sollte vom Menschen auch als solches wahrgenommen werden. 
Die Folgereaktion kann eines der anderen F’s sein, wie z.B. eine Flucht oder auch ein Angriff (schnappen, beißen). Letzteres passiert oft dann, wenn eine Flucht nicht möglich ist.

Oft fällt es dem Menschen gar nicht oder zu spät auf, denn Einfrieren wird oft nicht als so “störend” und “unangenehm” empfunden wie z.B. ein Fight (Bellen, o.ä.). Jedoch ist auch “nichts tun” ein Verhalten und sagt etwas aus, sei es bei der Hundebegegnung oder auch im gemeinsamen Training mit dem Menschen.

Fiddle/Flirt

Fiddle/Flirt wird oft vom Menschen fehlinterpretiert als Spiel, denn der Hund zeigt Verhalten wie die Vorderkörpertiefstellung oder ein Herumspringen. Der Hund kann auch Überpsrungsverhalten zeigen, z.B. Kratzen, Aufreiten, Gähnen. Weitere Verhaltensmuster können Buddeln, Bellen oder sonstiges Herumalbern sein.

Der Mensch findet diese Verhaltensweisen oft niedlich oder lustig oder denkt, dass der Hund spielen möchte, für den Hund ist es allerdings ein Ausdruck von Aufregung und Unsicherheit. 
Er kompensiert diese mit Bewegung und versucht dem bedrohlichen Auslöser (z.B. dem näher kommenden Artgenossen) zu zeigen, dass er nicht an Streit interessiert ist.
Auch Beschwichtigungssignale (z.B. Lippen lecken) sind oft zu beobachten.

Zeit der Hund Spielaufforderungen, z.B. durch die Vorderkörpertiefstellung, ist dies in einer solchen Situation als Deeskalation gedacht. Manchmal führt dies zu einem Scheinspiel. Hier liegt es am Menschen, den Unterschied zu erkennen. Das Scheinspiel besteht häufig nur aus Rennen und Hetzen des Hundes, der die Aufforderung zeigte. Es handelt sich nicht um ein entspanntes, fröhliches Spiel zwischen den Hunden.

Oft fällt es den Hunden schwer, sich wieder zu beruhigen und sie wirken nervig auf ihr Umfeld.

Der Mensch ist in der Verantwortung zu erkennen, ob es sich um echtes Spiel oder um ein Fiddle/Flirt handelt und muss dementsprechend handeln, d.h. gegebenenfalls die Situation freundlich und schnell beenden.

Auch aus Fiddle/Flirt kann jederzeit eine der anderen F-Strategien werden.

Fight

Fight, also der Angriff oder Kampf, soll den Auslöser vertreiben. Häufig geschieht dies durch Bellen oder nach vorne gehen an der Leine. 

Aber auch Fight beginnt mit subtileren Signalen, z.B. angespannte Körperhaltung und harte Gesichtszüge, Fixieren, Zähne zeigen und Knurren.

Wichtig ist, dass dies alles Kommunikation seitens des Hundes ist. Die Signale dürfen also nicht verboten oder gar bestraft werden! Der Hund möchte damit etwas mitteilen und wenn ihm diese Möglichkeit genommen wird, schnappt er mitunter zukünftig gleich zu.

Der Hund zeigt diese Strategie oft erst, wenn andere Strategien seiner Erfahrung nach vorher nicht zum Erfolg geführt haben.
Deshalb ist es wichtig, dass der Mensch die anderen Signale erkennt und auf die Bedürfnisse des Hundes eingeht. Erkennt der Mensch ein Einfrieren oder sieht er den Unterschied zwischen Spiel und “Fiddle”, kann er auf die Bedürfnisse des Hundes besser eingehen und ihm helfen, entspannter durch die Situation zu gehen, so dass der Hund nicht zur Strategie “Fight” greifen muss.

Für den Menschen ist Fight die unangenehmste Strategie, aber auch der Hund hat hier keinen Spaß und ist auch nicht dominant. Er greift lediglich zur einzig noch übrig geblieben Strategie, um sich aus der unangenehmen Situation zu befreien. 

Nehmen wir unserem Hund also die anderen Strategien, lassen ihn beispielsweise nicht ausweichen und Distanz herstellen, verbieten Kommunikation oder zwingen ihn in bedrohliche Situationen, dann wird er über kurz oder lang eine andere Strategie wählen, oftmals eben Fight.

Fazit

Die gewählte Strategie hängt davon ab, welche Erfahrungen der Hund vorher gemacht hat. Je nach Situation kann es aber auch sein, dass das Hundegehirn den bewusst denkenden Bereich verlässt und automatisch handelt, d.h. dass sein Verhalten nicht mehr willentlich beeinflusst wird.

Wendet der Hund eine Strategie an und sie führt nicht zum Erfolg, wird er die nächste ausprobieren. Aus allen Strategien kann daher im Endeffekt als oft letzte Wahl auch das „Fight“ entstehen.

Für uns Menschen ist es daher wichtig, unseren Hund gut lesen zu können und auch schon kleinste Anzeichen zu erkennen, damit wir ihm angemessen helfen und ihn durch Situationen begleiten können. Wir müssen lernen, die Zeichen unseres Hundes richtig zu deuten und z.B. Flirt/Fiddle von Spiel unterscheiden lernen. Auch kleine, unauffälligere Anzeichen von Freeze und Flight müssen erkannt und ernst genommen werden, um unserem Hund zu helfen, entspannter in unserer Welt zurecht zu kommen.

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GoFundMe – Assistenzhund für Sam
Assistenzhund Yoshi 2021


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