Content Note:
Anteile, Dissoziation
Immer öfter stolpere ich über die Tatsache, dass „ich“ keine wirklich akkurate Bezeichnung ist, wenn es um mich geht. Vielmehr ist das ein „wir“, denn in mir gibt es einen Kritiker, einen gesunden Erwachsenen, einen kindlichen Anteil und einen emotionslosen Anteil. Ob es noch mehr gibt, weiss ich nicht. Das sind bisher die, die ich kenne.
Der Kritiker ist derjenige, der wirklich immer alles schlecht redet. Er zweifelt an allem, haut mir negative Dinge an den Kopf. Du kannst nichts. Du bist nichts. Du bist fett. Du bist unfähig. Du bist wertlos. Geh sterben. Die Liste ist endlos.
Der gesunde Erwachsene ist derjenige, der weiss, dass das, was der Kritiker da von sich gibt, nicht wahr ist. Er ist der Vernünftige. Der Rationale.
Das Kind ist… ja… ein Kind. Es mag Ausmalen, Einhörner, Singen, Tanzen, Schaukeln,… all jene Dinge. Oft ist es unsicher, will nach Hause, wenn wir irgendwo sind und hat Angst im Dunkeln. Es ist schnell überfordert, weint viel (allerdings nur leise, innen drin) und möchte sich vor der Welt verstecken.
Der emotionslose Anteil ist derjenige, der alles erledigt, was erledigt werden muss. Er zahlt Miete und Rechnungen, nimmt Termine wahr, geht brav zur Therapie, geht Einkaufen, versorgt im Tief die Tiere, betreibt Körperpflege, wäscht die Wäsche, wenn nichts mehr sauberes da ist,… er tut wirklich nur das, was notwendig ist, damit mein Leben nicht den Bach hinunter geht. Er fühlt nichts, er macht einfach nur. Er ist auch derjenige, der jahrelang auf die Arbeit gegangen ist, obwohl die Suizid- und SVV-Gedanken Tag für Tag immer lauter wurden. Er war in der Jugend regelmäßig in der Schule, trotz allem, was dort vorgefallen ist. Er war auch bei/nach anderen Ereignissen, der, der weiter gemacht hat. Er war täglich in der Tagesklinik. Ganz vorbildlich. Alles, was nicht unbedingt sein muss, macht er aber auch nicht.
Irgendwie ist es schon komisch, verschiedene Anteile zu haben und ich komme mir echt völlig duschgeknallt vor, wenn ich hier so darüber schreibe… Aber…. so bin ich nunmal 😉
Mai 11, 2018 at 7:31 pm
Aber ist man nicht die Summe seiner Teile? Oder versucht jeder Teil für sich, Oberhand zu erlangen und knipst dann die anderen komplett aus. Wenn ich z.B. male, bin ich irgendwie Kind, aber gleichzeitig auch erwachsener Kritiker. Also nie nur ein Teil. LG
LikeGefällt 2 Personen
Mai 11, 2018 at 8:05 pm
Auf alle diese Teile kann man stolz sein. Sle sind wertvoll und zusammen ergeben sie ein Ganzes. 🙂
LikeGefällt 1 Person
Mai 11, 2018 at 8:21 pm
genau das wollte ich auch sagen – das sind Facetten Deines Ich‘s. Ich führe auch Dialoge mit mir selbst, das finde ich ganz normal 🙂
LikeGefällt 2 Personen
Mai 12, 2018 at 3:57 pm
Das kommt mir ebenfalls sehr vertraut und sehr normal vor. Wichtig ist, dass alle miteinander ein funktionierendes Team bilden, dann darf jeder seine Seiten mal ausleben.
lg
LikeGefällt 1 Person