Content Note

Therapie, Warteliste, neuer Therapieplatz, Zwangspause


Seit Januar 2021 stehe ich auf der Warteliste für einen Therapieplatz. Ich hatte bereits ein Erstgespräch bei der Therapeutin – via Videotelefonie. Super gruselige Sache, sage ich euch. Aber was tut man nicht alles. Und ich hab’s überlebt und kam auf die Warteliste.

Nun habe ich am 18.6. meinen ersten Termin. Vor Ort. Persönlich. Oh Gott. Oh Gott. Ich darf zum Glück ohne MNS kommen. Aber was, wenn mich trotzdem jemand anmeckert?

Ich habe mega Angst. Fremde Stadt. Fremdes Gebäude. Fremde Räumlichkeiten. Fremdes ALLES. Da ich aktuell ja noch nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann, muss ich irgendwie anders anreisen. Autofahren stresst mich mega, aber eine andere Möglichkeit gibt’s vorerst wohl nicht.
Mittwoch fahre ich also mit meiner Mutter schonmal hin, um die Gegend anzuschauen und nach Parkmöglichkeiten Ausschau zu halten. Ich hoffe auf einen großen Parkplatz oder ein Parkhaus in der Nähe. Es muss nichtmal super nah sein, ich gehe vor und nach Terminen sowieso immer noch eine Runde, um meine Nerven zu beruhigen.
Aber was, wenn ich den Eingang nicht finde? Muss ich klingeln? Einfach reingehen? Wenn man klingelt, wie lange wartet man dann, bis man gegebenenfalls erneut klingelt? Wo muss ich lang gehen? Wo warten? Wie geht sowas??

Ich habe Angst, dass ich dumm rüber komme. Habe Angst, weil ich wieder mal nicht weiß, wie ich mich korrekt verhalte. Welche Körpersprache ist angemessen? Welche Mimik und Gestik? Wann bin ich dran mit sprechen? Spreche ich zu laut oder zu leise? Sage ich etwas unangebrachtes? Labere ich zu viel? Sage ich zu wenig? Vergesse ich wieder die Hälfte? Oder traue mich nicht, bestimmte Dinge zu sagen? Quatsche ich irrelevantes Zeug?

Ein weiterer Sorgenpunkt ist der Fakt, dass meine letzte Therapie noch keine 2 Jahre her ist. Ich befinde mich also noch in dieser von der Krankenkasse aufdiktierten Zwangspause. Diese Regelung ist so dämlich. Ich habe Angst, dass mir eine neue Therapie verwehrt wird. Als ob psychische Erkrankungen nach einer Therapie dann erstmal Pause machen würden und man zwei Jahre lang keine Hilfe bräuchte. So habe ich mich in der letzten Therapie wieder einigermaßen ins Leben gearbeitet, war dann so stabil, dass man vielleicht auch mal ans Trauma hätte gehen können…. zack… keine Stunden mehr. Zwei Jahre Pause. Zwei Jahre, um wieder zu destabilisieren, so dass man in einer neuen Therapie quasi wieder mit Stabilisierung anfangen muss und dafür viele Stunden verbraucht bis man vielleicht dann mal zum Trauma kommt… vielleicht. Vielleicht auch nicht, weil vorher wieder alles vorbei ist.

Ich habe also Angst, dass ich keine Therapie genehmigt bekomme. Meine Krankenkasse war zwar bisher immer nett zu mir, aber man weiß ja nie.

Vielleicht verdiene ich auch keine Therapie?

Dazu kommt, dass weder Yoshi noch ich seit Pandemiebeginn in der Stadt oder bei irgendeinem Termin waren. Wir sind also beide völlig aus der Übung, weil wir nur hier im Feld und einmal wöchentlich im Hundeturnen auf dem Hundeplatz waren. Mehr ging logischerweise nicht. Klar weiß ich, dass wir das bei der letzten Therapie immer gut hinbekommen haben, aber da konnten wir auch trainieren und waren regelmäßig in öffentlichen Bereichen unterwegs.

Das Gedankenkarusell ist unaufhaltsam in sehr schneller Geschwindigkeit unterwegs. Huiiii. Runde um Runde. Bitte alle einsteigen. Ein „Aus“-Knopf für’s Hirn wäre toll…