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Angst, persönliche Trigger – eine Liste und ein Beispieltag mit meinem Hirn


Ich werde öfter gefragt, welche Dinge mir Angst bereiten (A) bzw. was mich triggert (T) und dadurch Panikattacken, Flashbacks und Dissoziationen auslöst.
Hier eine kleine, spontane Liste mit Dingen (zumindest einigen Beispielen, die Liste ist keineswegs vollständig…), die mir mit schöner Regelmäßigkeit Probleme bereiten:

  • Geräusche in meiner Wohnung verursachen (A)
  • das Treppenhaus betreten (um die Post zu holen/Wäsche zu waschen/das Haus zu verlassen/etc.) (A)
  • die Wohnung verlassen (A)
  • Zähneputzen (T)
  • Übelkeit/Erbrechen (T, A)
  • Jugendliche (T, A)
  • Menschenmengen (A)
  • (Zahn-)Ärzte/Krankenhäuser (T, A)
  • Kirchen und andere religiösen Einrichtungen (T)
  • Person X* findet mich dumm/nervig (A)
  • Fehler machen (A)
  • Nein sagen (A)
  • Fragen stellen (A)
  • Unfälle/Katastrophen (A)
  • Tod (A)
  • Leben (A)
  • meine eigenen Gedanken (T, A)
  • Waffen (T, A)
  • Schule (T, A)
  • Prüfungen (A)
  • öffentliche Verkehrsmittel, vor allem Busse (A)
  • Einkaufen (A)
  • Telefonieren (A)
  • das Klingeln an der Haustür (A)
  • Besucher in der Wohnung (T, A)
  • Tier X** hasst mich / ich bringe Tier X** um (A)
  • blöde Sachen sagen (A)
  • Bazillen (A)
  • Kontamination (A)
  • Behörden (A)
  • (bestimmte) Briefe (A)
  • angefasst werden (T, A)
  • Menschen (A)
  • jemandem vertrauen (A)
  • Bälle (T, A)
  • Alkohol / alkoholisierte Menschen (T, A)
  • Trigger-Menschen (T, A)
  • Veränderungen (A)
  • Gefühle haben/zeigen (A)
  • fremde Umgebungen (A)
  • gesehen/bemerkt werden (A)
  • vergessen werden (A)
  • angesprochen werden (T, A)
  • vor anderen etwas zu (unter-)schreiben (A)
  • grölende Menschen (T, A)
  • Bücher/Dokumentationen/Artikel über bestimmte Themen (T)
  • öffentliche Toiletten (A)
  • auf Toilette müssen & keine (oder nur schmutzige) Toilette zur Verfügung haben (A)
  • im Mittelpunkt stehen (A)
  • Dunkelheit (A, T)
  • Vögel (A)
  • eingesperrt sein / nicht weg können (A, T)
  • Menschen, die sich hinter mir aufhalten/stehen/gehen (A, T)
  • Fäkalien (T)
  • verlassen werden (A)
  • Therapiesitzungen (A, manchmal T, je nach Thema)
  • auf den Ponyhof / zum Stall fahren (A)
  • etwas tun, wenn jemand zuschaut (z.B. Abäppeln, reiten, schreiben, kehren, Auto fahren, parken, Pferd putzen, etc.)  (A)
  • soziale Interaktion (A)
  • Ausflüge machen (A)
  • Augen schließen (A)
  • jemandem etwas schenken (A)
  • Schlange stehen (A)
  • Essen (A, T)
  • Fahrkarten kaufen / vorzeigen (A)
  • einen Raum betreten/verlassen, in dem schon Leute sitzen (A)
  • irgendwo auf jemanden warten (A)
  • neue Aufgaben (A)
  • versagen (A)

 

Ein Beispiel-Tag aus meinem Leben:
Der Wecker klingelt. Schnell ausmachen.

Gedanken: Hoffentlich hat das keiner gehört. 

Möglichst leise aufstehen. Die Toilettenspülung und der Wasserhahn sind enorm laut. Peinlich. Hund läuft durch die Wohnung.

Gedanken: Hey, psst, Hund, taps bitte leise durch die Bude.

Anziehen, Ponyfutter einpacken, Hund einsammeln. Vorsichtig den Wohnungstürschlüssel drehen. KNACK.

Gedanken: Fuck. Bestimmt das ganze Haus geweckt.

An der Tür lauschen. Nichts. Wohnungstür einen Spalt öffnen. Lauschen.

Gedanken: Puh, keiner im Treppenhaus.

Schnell raus. Zuschließen, leise und doch flott rausschleichen. Haustür manuell zumachen.

Gedanken: Leise. Sonst hört mich noch jemand.

Mit dem Hund auf die Wiese. Pipi. Dann zum Auto.

Gedanken: Es ist bestimmt kaputt gegangen über Nacht. Öl oder Benzin ausgelaufen. Oder gar explodiert. Oder es wurde geklaut.

Puh, es steht noch da und sieht okay aus. Hund einladen.
Zum Stall fahren.

Gedanken: Hoffentlich ist keiner dort. Hoffentlich sieht mich keiner.

Angekommen.

Gedanken: Ich darf hier sein. Mein Pony steht hier auf dem Hof. Ich bin berechtigt, das Gelände zu betreten.

Angst, gesehen zu werden. Angst, dass jemand denkt, ich wolle etwas klauen. Sättel oder gar ein Pferd. Angst, dass jemand denkt, ich wolle den Pferden weh tun.
Das Pony rufen.

Gedanken: Er ist bestimmt weg. Oder tot. Oder krank. Verletzt.

Ah, da ist er. Läuft normal. Sieht munter aus. Puh. Füttern, pflegen, betüddeln. Nach dem Wasser schauen. Schmusen. Quatsch machen. Ihn wieder auf den Paddock stellen. Gehen.

Gedanken: Er hasst mich jetzt bestimmt, weil ich wieder gehe. Weil ich ihm nur 4 Leckerli gegeben habe. Weil halt.

Futterdose ins Auto räumen.
Gassi mit dem Hund.

Gedanken: Wenn mich jetzt jemand sieht, denken die bestimmt, ich parke hier unbefugt, nur um mit meinem Hund zu gehen. Ich darf hier sein. Mein Pony steht hier. Gleich meckert bestimmt jemand.

Der Hund schnüffelt und tapst neben mir her.

Gedanken: Er hasst mich bestimmt. Ich langweile ihn zu Tode. Die Runde ist zu kurz. Zu ereignislos.

Nun geht’s zum Ponyhof.

Gedanken: Hoffentlich sieht mich keiner auf dem Weg dort hin. Oder dort. Bestimmt sind wieder Jugendliche da. Ich werde sterben.

Angekommen.
Gedanken: Ich darf hier sein. Ich kenne die Pferde und die Besitzer. Ich kümmere mich um die Pferde.

Ponys versorgen. Putzen. Füttern. Auf die Wiese schaffen. Abäppeln. Bespaßen. Kuscheln.

Heimfahren.

Gedanken: Ich habe bestimmt wichtige Dinge vergessen. Wegen mir laufen jetzt die Pferde weg. Und sterben. Ich bin zu nichts fähig.

Zuhause noch eine Runde mit dem Hund. Wieder Zweifel. Wie beim ersten Gassi des Tages. Dann zurück in die Wohnung. Wieder so leise wie möglich. Wieder Angst.

In der Wohnung dann leise umziehen. Hände waschen. Etwas zu essen machen.

Gedanken: Das riecht jetzt bestimmt das ganze Haus, dass ich fetter Sack etwas zu essen mache. Bäh.

Nach dem Essen auf’s Sofa. Tot stellen.
Es klingelt. Panik. Herzrasen. Zu keiner Bewegung fähig. Ganz flach atmen.

Gedanken: Ich bin nicht da. Ich bin nicht da. Ich bin nicht da. Fuck, was, wenn mich ein Nachbar gehört hat und weiss, dass ich da bin? Die denken auch, ich bin das faulste Stück Dreck auf der Welt.

Eine Stunde nicht rühren. Kein Geräusch machen. Nichts. Dann leise umziehen und aus der Wohnung schleichen. Natürlich vorher lauschen, dass auch keiner im Treppenhaus ist. Runter schleichen. Post. Es war die Post. Post mit hoch nehmen. Angst, sie zu öffnen.

Gedanken: Bestimmt etwas schreckliches. Mein Haftbefehl. Lebenslänglich. Keine Ahnung, weshalb, aber irgendwas habe ich bestimmt angestellt. Oder die fristlose Kündigung der Wohnung. Oder ein Brief meines Arztes, der besagt, ich habe Ganzkörperkrebs.

Später lese ich Nachrichten. Ein Radfahrer wurde angefahren. Fahrerflucht. In einem Ort, in dem ich noch nie war.

Gedanken: Fuck. Das war bestimmt ich und ich Idiot hab’s nicht mal bemerkt. Bestimmt steht bald die Polizei vor der Tür.

Zwischendurch immer wieder Gassi. Immer wieder Zweifel. Gedanken: Der Hund ist bestimmt todunglücklich mit mir. Alles öde. 

Abends dann duschen. Wieder Angst, gehört zu werden.

Gedanken: Peinlich. Die schauen bestimmt, wie lange ich brauche, um meinen fetten Körper zu säubern und ekeln sich bei dem Gedanken.

Ab ins Bett bzw. auf’s Sofa. Dort schlafen. Tot stellen bis am nächsten Morgen der Wecker klingelt. Und täglich grüßt das Murmeltier…

 


T = Trigger
A = Angst und/oder Panik

*Person X = beliebige Person, die ich kenne und mag, z.B. beste Freundin, Ponyhof-Team, etc.

**Tier X = beliebiges Tier, z.B. Ponys vom Ponyhof, Murphy, Yoshi, etc.

Foto: Emoji, Google-Fund