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Das erste Jahr mit Assistenzhund – kleiner Rückblick


Heute ist der 9. Februar 2019. Vor genau einem Jahr zog Yoshi bei mir ein.

Das erste Jahr war… aufregend… anstrengend… aber sehr lohnenswert.

Ich wurde nach nur kurzer Zeit erst einmal mit einer riesigen Tierarztrechnung überwältigt. Grund dafür war ein Klinikaufenthalt wegen Giardien (vermutlich aus Rumänien eingeschleppt) gepaart mit einem Virus. Es war zeitweise echt knapp und wir mussten ganz schön um den Weißen bangen, aber er hat es zum Glück geschafft. Nach der Woche Klinik war er noch 2-3 Wochen recht schlapp und musste noch das ein oder andere Mal zum Doc, hat sich dann aber gut erholt und ist jetzt dank hypoallergenem Futter auch dauerhaft durchfallfrei.
An der Rechnung werden meine Familie und ich noch bis 2020 abbezahlen müssen.

Auch sonst waren die ersten Wochen nicht einfach. Yoshi war total überdreht, ich überfordert. Wirklich geeignet war er, ehrlich gesagt, für mich anfangs nicht. Das weiss ich jetzt im Nachhinein. Da ich aber kein Mensch bin, der ein Tier nur wegen anfänglichen Schwierigkeiten aufgibt, haben wir uns angestrengt und mit 2x wöchentlichem Einzeltraining die Anfangszeit auch gut überstanden.
Yoshi hat gelernt, dass die Wohnung und sein Platz ein Ruheort sind und dass er hier nicht aufdrehen muss. Anfangs durfte ich mich keinen Millimeter bewegen ohne dass er hochfuhr. Mittlerweile liegt er entspannt im Bett, auf dem Sofa, auf seinem Platz oder sonst wo und schaut mir zu, wenn ich etwas mache. Ich kann jetzt sogar wieder Luftgitarre spielen, ohne dass mein Hund vollkommen aufdreht 🙂
Auch draußen klappt das „Ruhe finden“ sehr gut. Nur unter Hundeablenkung fällt es ihm noch schwer, aber daran arbeiten wir fleißig. Es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Yoshi und ich haben dieses Jahr allgemein sehr viel gelernt. Ich weiß jetzt, wie ich mit ihm umgehen muss, wie ich mich in bestimmten Situationen verhalte und wie ich ihm helfen kann, zur Ruhe zu kommen. Er ist ein treuer Begleiter geworden, der mittlerweile sogar recht gern kuscheln kommt. Yoshi macht auch seinen Job als Assistenzhund schon sehr gut, begleitet mich souverän in die Stadt, fährt Bus und Bahn, unterstützt mich bei Terminen in der Uniklinik oder auf Ämtern. Sogar vor Gericht waren wir schon gemeinsam. Er sorgt für Abstand, beruhigt mich in schwierigen Situationen, zeigt an, wenn ich etwas brauche, bringt mich zu Sitzgelegenheiten.
Apportieren kann er jetzt auch und da dachte ich anfangs echt, er lernt es nie.

Einen gemeinsamen Kurzurlaub bei Freunden im Schwarzwald haben wir auch gut gemeistert. Auch hier fand Yoshi im Pensionszimmer gleich zur Ruhe, ihm war nur wichtig, dass ich da war und das alles gut war. Ich glaube, er hat die schöne Gegend im Süden auch genossen.

Seit einiger Zeit nehmen wir zusätzlich zum Einzeltraining auch an Gruppenspaziergängen teil, damit wir beide sicherer im Umgang mit anderen Hunden und Ablenkung allgemein werden. Auch das bringt schon einige Verbesserungen – ich bin wesentlich lockerer, wenn uns ein fremder Hund begegnet, sogar dann, wenn dieser bellt und an der Leine zieht. Yoshi achtet mittlerweile gut auf mich und es ist immer seltener, dass er sich durch so etwas ablenken lässt.

Yoshi und ich sind beide selbstbewusster geworden und ich glaube, wir sind auch ein gutes Team. Ich weiss nicht, was ich ohne den Weißen tun sollte – er hilft so enorm und ermöglicht es mir, viele Dinge wieder zu tun, die vorher undenkbar waren.

Unser Blickkontakt miteinander wurde nun schon öfter gelobt und auch von wildfremden bekam ich schon zu hören, Yoshi sei super toll erzogen.

Nichtsdestotrotz: We are not perfect. Wir haben noch Baustellen. Jeder hat die. Man lernt ein Leben lang und das tun auch wir. Genauso hat jeder einmal schlechte Tage, an denen nichts klappen will. Das gehört dazu – auch bei einem Assistenzhund. So habe ich Yoshi zum Beispiel an einem Tag nicht mit zum Amt genommen, weil er vor lauter Freude über das winterliche Wetter völlig aus dem Häuschen und unkonzentriert war. An einem anderen Tag hatte er wohl ein Rauschen im Ohr und hat mein „HIER“ mit einem „Geh‘ ruhig in die Gersprenz zum Schwimmen“ verwechselt. Passiert und gehört dazu. Ich bin auch nicht immer gut drauf und konzentriert.

Unser Ziel für das nächste gemeinsame Jahr ist der Auszug aus dieser Wohnung, so dass ich von der andauernden Diskriminierung hier wegkomme und mich gesundheitlich wieder erholen kann. Dann wird auch Yoshi’s Leben hoffentlich etwas entspannter. Wir suchen also ab Sommer eine neue Bleibe – und zwar in Schleswig-Holstein. Die Umzugsvorbereitungen findet er derzeit nicht so toll, aber was muss, das muss.

Natürlich stehen bis dahin noch viele weiter Einzelstunden und Gruppentrainings auf dem Plan, immerhin gibt es für uns beide noch sehr viel zu lernen. Man lernt ja eh nie aus. Nach dem Umzug werde ich mir mit dem weißen Wolf auch eine Degility Gruppe suchen und mal ausprobieren, ob er Spass an diesem Hobby hat.

 

Kleine Updates gibt’s übrigens auch regelmäßig auf Yoshi’s Facebook Seite: Assistenzhund Yoshi