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Tod, Trauer, Herzenspferd
Am 18. Februar 1999 lernte ich dich kennen. Damals warst du 6 und ich war 13. Ungesehen haben wir dich gekauft und der ehemaligen Reitlehrerin vertraut, mit nichts als einer groben Beschreibung deines Aussehens und den Worten „absolutes Anfängerpferd“.
Die Äußerlichkeiten stimmten, ein Anfängerpferd warst du allerdings nicht. Nicht deine Schuld, sondern die deiner vorherigen Besitzer. Schnell fanden wir heraus, dass dein Rücken völlig hinüber war, Verspannungen, Blockaden, alles was man sich so vorstellen kann. Auch dein sonstiger Gesundheitszustand war eher suboptimal.
Koppel und Artgenossen kanntest du nicht und reitbar warst du auch nicht. Zugegebenermaßen waren wir ziemlich überfordert, aber dich wieder weggeben war definitiv keine Option, also suchten wir uns Hilfe von Trainern, Tierärzten, Heilpraktikern, Osteopathen, Hufpflegern. Du bekamst quasi eine Rundumerneuerung. Die Eisen kamen ab und auch die 3 Schichten Decken, die man dir aufzog, brauchtest du nicht. Wir gewöhnten dich an Artgenossen und an Alltägliches wie Besen, Schubkarren, etc.
Auch verbrachten ich sehr viel Zeit mit dir, einfach nur an deiner Seite, auf der Wiese sitzend, spazieren gehend, um dein Vertrauen zum Menschen wieder aufzubauen.
Wir wurden ein gutes Team – klar hattest du deine Besonderheiten und den ein oder anderen Knall, aber wer hat das nicht? Ich habe ja selbst einen mehr oder weniger großen Knall 😉
Gemeinsam erarbeiteten wir uns vieles und haben viel gelernt – vom einfachen Spazieren gehen über Gelassenheitstraining bis hin zu Langzügelarbeit, Springen und verschiedenen Westernlektionen – mit und ohne Ausrüstung. Du warst für alles zu haben und hast geduldig jeden Versuch mitgemacht. Die Angst vorm Springen verlor ich dank dir.
Als 2015 Murphy bei uns einzog, hattest du sofort einen Kumpel und Seelenverwandten gefunden. Er hat sich schützend zwischen dich und den Herdenchef gestellt, wenn du unsicher warst und sich deiner angenommen.
In den letzten Jahren hattest du immer mehr Probleme mit Arthrose, deiner Lunge, Equines Cushing und diversen anderen Gebrechlichkeiten, für die der Grundstein sicherlich in deinen frühen Jahren gelegt wurde. Du durftest deinen Lebensabend mit Artgenossen und ganz viel „Betüddeln“ verbringen. Häufig war ich mehrmals täglich am Stall, um mich um dich zu kümmern, dich zuzufüttern, dir Medikamente zu geben, etc.
An manchen Tagen warst du richtig fit, an anderen merkte man, dass die Arthrose zwickt. An nassen und kalten Tagen brauchtest du mittlerweile eine dünne Regendecke, die die Feuchtigkeit von dir und deinen alten Knochen fern hält. An guten Tagen konnte ich dich beim Spielen mit Murphy beobachten.
Am 4. Februar 2018 dann der Schock, als ich morgens zum Stall kam. Du warst apathisch und konntest dich kaum auf den Beinen halten. Koliksymptome. Aber doch nicht nur. Der Tierarzt kam so schnell es ging, gab dir Medikamente. Leider halfen diese dir nicht, du fielst immer wieder um. Es schneite. Es war kalt. Schon als ich kam wich Murphy nicht von deiner Seite. Und auch während der Tierarzt da war, ignorierte er den frischen Heuballen und blieb bei dir. Das war der Moment, in dem ich wusste, es ist so weit.
An diesem Tag hast du deinen letzten Galopp angetreten. Über die Regenbogenbrücke. Meine Mutter, Murphy und ich waren an deiner Seite. Bis zum Schluss. Und darüber hinaus. Du bist friedlich gegangen im Kreise deiner engen Bezugspersonen und deines besten Kumpels.
Wir vermissen dich endlos und freuen uns immer, wenn du uns einen Regenbogen schickst.
Zum Abschluss noch einige Worte von Janina:
Lieber Remy,auch nach einem Jahr finde ich keine Worte, die beschreiben könnten, wie groß die Lücke ist, die du hinterlassen hast.Du fehlst uns so sehr.Oft denke ich an die schönen Erlebnisse zurück, die wir mit und dank dir erleben durften. Du warst es auch, der Sam und mich vor fast genau 17 Jahren zusammenbrachte und zu besten Freunden werden ließ. Allein dafür bin ich dir unendlich dankbar.Als Sams Herzenspferd warst du immer an seiner Seite und gingst mit ihm durch dick und dünn. Zusammen habt ihr unzählige schöne Dinge erlebt, aber auch schwere Zeiten überwunden. Eure Freundschaft und das Vertrauen, das ihr zueinander hattet, waren für mich immer bewundernswert.Doch auch für mich warst du das Pferd, das in meinem Herzen die tiefsten Spuren hinterlassen hat – auch wenn wir nicht regelmäßig Zeit miteinander verbringen konnten. Du warst das letzte Pferd, das ich reiten durfte und wirst auch das letzte bleiben. Geduldig hast du mich herumgetragen, mit uns rumgeblödelt, uns mit deiner Schlabberlippe erheitert und in schlechten Zeiten von unseren Sorgen abgelenkt. Trotz der schlechten Erfahrungen, die du in deiner Jugend machen musstest, wirst du mir immer als eines der liebenswertesten und sanftmütigsten Pferde in Erinnerung bleiben.Danke für alles, liebes Pummelpferd.Du wirst für immer in unseren Herzen bleiben, und ich bin mir ganz sicher, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden.♥
Remy Martin
12. Mai 1999 – 04. Februar 2018
Run Free ❤
Hey, I ain’t never coming home
Hey, I’ll just wander my own road
Hey, I can’t meet you here tomorrow
No, say goodbye don’t followAlice in Chains – Don’t Follow
Februar 4, 2019 at 6:07 pm
Sam, du schreibst so schön, das geht zu Herzen – und man merkt, was für ein schönes Leben Remy bei dir/euch gehabt hat und wie liebevoll du für ihn gesorgt hast. Liebe Grüße, Beate
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