Content Note:

Veränderungen, neuer Lebensabschnitt, Mut, Angst, Entscheidungen


Gleich vorweg:
Ich hasse Veränderungen. Sie machen mir Angst, bringen meine innere Ordnung durcheinander, verunsichern mich. Am liebsten habe ich es, wenn alles gleich ist. Mich bringt es schon raus, wenn jemand auf „meinem“ Sitzplatz in der Bahn oder auf „meiner“ Bank sitzt, auf „meinem“ Parkplatz parkt, wenn SEV statt der Bahn fährt, wenn es Umleitungen gibt, die Verpackung von „meinem“ Produkt aus dem Supermarkt anders aussieht, etc. Es gibt viele Beispiele. Zusammengefasst kann man sagen, dass mich alles, was außerplanmäßig ist, verunsichert.

Dadurch fällt es mir natürlich sehr schwer, Entscheidungen zu treffen, die unweigerlich zu großen oder auch nur kleinen Veränderungen führen.
Ich habe beispielsweise lange gebraucht, um mich für den Assistenzhund zu entscheiden und selbst heute grüble ich manchmal noch darüber nach, ob es die richtige Entscheidung war oder ob Yoshi mich vielleicht null ausstehen kann und 10 Kreuze machen würde, wenn er weg könnte. (Hier liegt wohl auch der Hund begraben beim Thema „Freilauf“ – ich habe Angst davor, die Leine abzumachen und Yoshi quasi laut „Tschüss“ rufen zu hören und zu sehen, wie er fröhlich und erleichtert in ein Leben ohne mich hoppelt… mein Hirn eben….)

Naja, jedenfalls spiele ich nun schon lange mit dem Gedanken, umzuziehen. Nicht erst Monate, eigentlich schon Jahre. Immer wieder kam der Wunsch auf, wegzuziehen. Ans Meer. Aus Angst und auch durch gewisse Umstände (z.B. mein Rentnerpferd), blieb es bisher bei dem Gedanken. Keine Taten folgten.

Vor einer Weile habe ich das Thema in der Therapie angesprochen. Und mit meiner besten Freundin sowie meiner Mutter besprochen. Auch mit den Großeltern habe ich darüber gesprochen. Ich bin quasi „an die Öffentlichkeit“ gegangen.

Eigentlich hält mich hier nämlich nichts. Mein Rentnerpferd ist Anfang des Jahres verstorben, mein Pony ist super unkompliziert und findet sich schnell in einer Herde ein – er hätte also kein großes Problem mit einem Tapetenwechsel. Meine besten Freunde leben sowieso weiter weg und ich sehe sie nur selten. Meine Firma hat mich wegen meiner Erkrankung rausgeschmissen und meine Therapie hier läuft in näherer Zukunft auch aus. Einzig meine Mutter und meine Großeltern sind hier, die ich dann nicht mehr häufig sehen würde. Aber heutzutage kann man ja kommunizieren. Übers Internet. Und per Post. Postkarten. Päckchen. Geht alles.
Und alle 3 Monate muss ich sowieso runter fahren, um meinen Termin beim Endokrinologen wahr zu nehmen. Und sie können mich auch besuchen, man ist ja nicht aus der Welt und das Meer lieben sie alle sehr.

Meine Idee nimmt also Formen an. Ich habe eine Liste erstellt, mit Dingen, die wichtig sind: Welche Ärzte ich suchen muss, welche Anforderungen mein Pony an sein zukünftiges Zuhause hat, was ich mir von einer Wohnung wünsche, welche bürokratischen Dinge im Falle eines Umzuges erledigt werden müssen, dass ich mir evtl. eine Selbsthilfegruppe suchen möchte, etc.

Ihr seht, ich bin schon weiter, als nur davon zu träumen. Unsicher bin ich trotzdem. Klar. Zweifel kommen immer wieder auf. Schaffe ich das allein? Immerhin habe ich da oben niemanden (außer die Eltern meiner besten Freundin, die in HH leben). Ich kenne niemanden. Kenne mich nicht aus. Alles neu. Immer wieder die Frage: Wäre es die richtige Entscheidung? Und was, wenn nicht? Weltuntergang?

Nee. Kein Weltuntergang. Man kann ja durchaus wieder zurück ziehen. Ist zwar doof und anstrengend, klar, aber es geht. Wenn es mir gar nicht gefallen sollte und ich todunglücklich bin, kann ich jederzeit wieder kommen.

„Dann bist du ein Versager!“, schreit der Kritiker in meinem Kopf.

Nein, bin ich nicht. Ich hab es dann wenigstens versucht. Nur, weil eine Entscheidung vielleicht nicht ganz richtig war, ist man noch lange kein Versager.

Ja. Ich habe das Thema ausgiebig in der Therapie behandelt. Entscheidungen allgemein. Denn eigentlich läuft es bei jeder Entscheidung auf sowas hinaus. Zweifel. Versagen. Falsch machen. Epic fail.

In letzter Zeit häufen sich aber die Gründe, die FÜR einen Umzug sprechen:

  • meine Firma hat mir aufgrund meiner Krankheit gekündigt
  • meine Wohnung ist mir zu teuer, die Diskriminierung wegen meines Assistenzhundes nervt und in dieser Gegend hier lässt sich keine bezahlbare Alternative finden
  • Die Stallmiete meines Ponys soll plötzlich erhöht werden, weil 2 Leute zu faul sind, ihren Stalldienst zu machen und deshalb nun jemand gegen Bezahlung damit beauftragt wird
  • Mich hält hier nichts mehr seit dem Verlust von Remy
  • Die Mutter meiner besten Freundin hat mir gesagt, sie freue sich auf mich
  • Die Eltern meiner besten Freundin sowie eine ehemalige Kollegin (die hat hier einfach alles aufgegeben und ist nach Marokko gezogen und sehr glücklich darüber) inspirieren mich, es einfach zu wagen
  • Meine beste Freundin hilft mir und unterstützt mich so gut sie kann
  • Ich liebe das Meer, den Norden, den Wind, das Land
  • Ich träume schon so lange von einem Leben in Wassernähe und möchte hier schon ewig weg
  • Ich liebe Boote und das Segeln (habe ja sogar den SBF)
  • Am Meer fühle ich mich zu Hause, innere Ruhe kehrt ein

Sind doch eigentlich ganz gute Gründe, oder? Es gibt noch einige mehr, aber das sind die Hauptgründe.

Naja, fest steht noch nichts, aber es wird immer sicherer. Also, in mir. 2019 ziehen wir um. Yoshi, Murphy und ich. 2019. Bis dahin habe ich die Vä/Pä durch, mein Ausweis & Co. geändert und meine Therapiestunden auch so gut wie aufgebraucht. Es ist genug Zeit für die Wohnungs- und Stallsuche und für die Erstellung von Plan A, B, C, D, E,… (Man kann nie genügend Pläne haben… falls was schief geht… und so… 😛 )

So. Nun ist es auch hier „öffentlich“. Ich habe sie ausgesprochen. Die Idee.

Ich werde berichten. 🙂