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Alltag, Zwangsgedanken und -handlungen


Es ist Samstag nachmittag. Ich raffe mich endlich auf, um nach der Post zu schauen. Watschle runter, hole die Sachen aus dem Briefkasten und treffe doch tatsächlich auf die Frau von unserem Energiedienstleister, die gerade dabei ist, die im Treppenhaus angebrachten Geräte abzulesen. Natürlich spricht sie mich an. Mist. Okay. Sie ist nett. Wir machen etwas Small Talk. So weit, so gut.

Und dann…. geschieht das, was für andere wahrscheinlich völlig selbstverständlich ist und absolut kein Problem darstellt: Sie fragt mich, ob sie bei mir auf Toilette gehen kann. Fuck. Fuck. Fuck. FUCK.
Ich traue mich nicht, ‚Nein‘ zu sagen, also höre ich aus weiter Entfernung, wie aus meinem Mund ein „Ja, natürlich“ kommt. Fuck. Sie kommt mit Schuhen in meine Wohnung, geht in mein Bad, über meine Badteppiche, benutzt mein Klo, mein Waschbecken, mein Handtuch. Ich sterbe innerlich. Fremde in meiner Wohnung.
Sie kommt raus, bedankt sich. Lächeln. Verabschieden. Schönen Tag wünschen. Lächeln. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fällt, ist mir zum Heulen zumute. Die Anspannung ist unermesslich hoch.

Ich schmeisse die Badteppiche sowie mein Handtuch in die Wäsche, wische meine Wohnung, desinfiziere Klo, Waschbecken, Türklinken. Morgen muss ich dann Wäsche waschen. Die Teppiche. Bei 90 Grad. Mist. Mist. Mist.
Ich bin so antriebslos, aber der Zwang treibt mich an. Ohne diese Maßnahmen drehe ich durch. Fuck. Skillen.

Ich schreibe meiner besten Freundin. Sie versteht mich. Hat ähnliche Probleme. Das hilft mir etwas.

Hätte ich nicht einfach 15 Minuten später/früher nach der Post schauen können? Ich passe das sonst immer so gut ab, damit ich möglichst niemandem begegne.

Manchmal fruste ich mich echt selbst.

Ich gehe dann mal Badteppiche waschen….

Schönen Sonntag euch, haltet die Ohren steif!