Content Note:

Reisebericht, Gedanken, Gender Dyshoria, Depression


23.12.2017 – Tag 4

Mein Tag beginnt entspannt. Ich wache auf, frühstücke im Bett und lese etwas.

Mein Ladekabel gibt den Geist auf, also hopse ich schnell raus zum Auto, um das Ersatzkabel zu holen. Hoffentlich hält das nun durch bis zum Schluss.

Als es hell wird, mache ich mich langsam und gemütlich fertig, und dann geht’s raus. Ich laufe zum Meer.
Es hat mich einigen inneren Kampf gekostet, nicht doch das Auto zu nehmen. Es sind laut Karte nur ca. 3km, aber wenn der Antrieb fehlt und die Gender Dysphoria auch noch auf einen einprasselt, wirken auch 3km wie eine Marathonstrecke. Ich gebe mir selbst einen Tritt in den Hintern und laufe los. Kann ja langsam laufen, bin ja nicht auf der Flucht. Und am Ziel lockt das Meer 🙂

Gleich zu Beginn der Strecke verlaufe ich mich. Finde den Beginn des Trails nicht. Mist. Naja, macht nichts, laufe ich eben durch die Orte. Leider gab es zeitweise keinen Bürgersteig, aber was soll’s. Angekommen bin ich trotzdem und konnte endlich wieder das Meer sehen. Meine Füße reinhalten (war ganz schön kalt!) und dem Rauschen zuhören. Musik in meinen Ohren. Und dieser Meer-Geruch. Einfach traumhaft. Hier fühlt sich meine Seele zu Hause, mein Gehirn hört auf zu quasseln, alles wird ruhig. Die Seele baumelt. Das ist meine Meditation. Stundenland könnte ich einfach nur dasitzen und auf das Wasser starren. Ohne mich dabei schlecht zu fühlen und in ein Tief zu rutschen.
Nach einiger Zeit am Wasser mache ich mich langsam auf den Rückweg. Ein kleiner Stop im Convenience Store in Portreath, um Postkarten zu kaufen ist eine erneute Expo. Bin der einzige Kunde in dem Moment. Aber, ich schaffe es. Wünsche dem Verkäufer sogar Happy Holidays. So langsam gewöhne ich mich wieder daran, hier jedem ein freundliches „Morning“, „Hi“ oder auch „Cheers“ entgegen zu werfen.

Diesmal finde ich den Pfad und genieße die Natur. Schneller als erwartet komme ich wieder in Cambrose an, packe eine Pizza in den Ofen (den ich diesmal schon beim dritten Versuch zum Laufen bekomme… es wird!) und schreibe Postkarten.
Nach dem Essen mache ich noch einen kleinen Ausflug zu Fuß durch das Örtchen Cambrose, werfe gleich die Postkarten in den Briefkasten und kehre dann erschöpft, aber glücklich, zurück.

Zum Abschluss noch einige Fotos des heutigen Tages: