Content Note:

LGBT+, Trigger, Gender Dysphoria, Gynäkologe, Gesundheit


Aufwachen. Anspannung. 2 Chest-Binder übereinander. Ja, ich weiss, soll man nicht. Ist nicht gut. Aber heute ist so ein Tag, an dem das sein muss. Sonst kann ich nicht raus. Geht nicht anders. Unangenehm. Eng. Aber wenigstens eine etwas flachere Brust.

Warten auf die Bahn. Kalt. Nervös. Unruhig. Skills auspacken.

In der Bahn. Versuche zu lesen. Sie füllt sich. Skillen. Zu voll. Zu viele Menschen. Ich kämpfe mit mit. Würde am Liebsten schon 6 Haltestellen vor meiner aussteigen. Fliehen. Aber ich halte durch bis eine Haltestelle vor meiner eigentlichen. Steige aus. Laufe den Rest. Triggermenschen an jeder Ecke. Jugendliche. Gröhlende Männer. Betrunkene. Vielleicht bin ich heute auch einfach übersensibel.

Kaufe mir etwas zu essen. Setze mich auf eine Bank. Esse, beobachte Menschen, versuche, meine Aufmerksamkeit nach aussen zu richten, wie es meine Therapeutin immer empfiehlt. Es hilft etwas. Ich beruhige mich minimal.

Auf zur U-Bahn. Auch die ist voll. Durchhalten. Nur wenige Haltestellen.

Aussteigen. Skillen. Zur Praxis laufen. Unruhig. Angespannt. Bloss nicht dissoziieren.

Praxis betreten. Anmelden. Ab ins Wartezimmer. Skillen. Alle Frauen schauen mich an. Ich grüße. Bin mir meiner hohen Stimme extrem bewusst. Fühle mich nicht gut. Gender Dysphoria deluxe.

Setze mich. Skillen. Umringt von Frauen. „Ich gehöre hier nicht hin. Ich will hier nicht sein. Ich will verschwinden.“ All  das denkt mein Kopf. Skillen. Meine Hand tut schon weh vom Igelball. „Ich bin keine Frau. Weshalb muss ich hier sein?“ Nicht dissoziieren.

Rückenschmerzen von den Chest-Bindern.

Fast eine Stunde muss ich warten. Dann werde ich aufgerufen. „Frau…., bitte kommen Sie.“ Ich zucke innerlich zusammen. „Ich bin keine Frau“, schreit mein Hirn.

Meine Gynäkologin ist nett und ruhig. Reagiert gelassen auf mein Coming Out. Misgendered mich keine 60 Sekunden später. Untersuchung. Fühlt sich an wie eine Vergewaltigung für mich. Bin so angespannt, dass es etwas weh tut. Gyn redet mit mir. Ich weiss nicht, über was. Bekomme nicht mehr viel mit. Dissoziation. Stehe neben mir. Will nur weg. Untersuchung fertig.

Jetzt noch Brust tasten. Quäle mich aus den Chest-Bindern. Lege mich hin. Gyn tastet. Ich dissoziiere erneut. „Tasten Sie manchmal selbst?“ -„Ja.“ lüge ich.

Fertig. Anziehen. Wieder in die Chest-Binder quetschen. Endlich. Gyn sagt, ich solle in 6 Monaten wieder kommen zum Brustultraschall. Und ich solle sie auf dem Laufenden halten wegen meiner Transition.

Verabschieden uns. Ich fliehe förmlich aus der Praxis.

Fühle mich so eklig. Kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Die Bahnfahrt erscheint ewig.

Zu Hause. Endlich. Alle Klamotten in die Wäsche. Würde am Liebsten in Sagrotan baden. Darf ich nicht. Ist nicht gut. Ab unter die Dusche. Lange, ausgiebig duschen. 2 mal einseifen. Besser.

Frische Klamotten anziehen. Wärmflasche für den schmerzenden Rücken. Sofa. Freunden schreiben. Langsam runter kommen.

Erschöpft. Müde. Ausgelaugt.

Früh einschlafen. Wie tot auf der Couch pennen. Die ganze Nacht.

In 6 Monaten das Ganze erneut. Weil es wichtig ist. Vorsorge. Für die Gesundheit des Köpers.