Content Note:
Hochzeit, Soziale Phobie, Trans* Zeug
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Sam goes Trauzeuge und Hochzeitsfotograf
Sam goes Trauzeuge und Hochzeitsfotograf, die Zweite
Eine Woche ist die Hochzeit nun her und: Ich habe überlebt. Am Donnerstag vor der Hochzeit bin ich zwar von einer Panikattacke in die nächste geschlittert und am Morgen der Hochzeit war mir übel, aber am Ende war alles gut.
Meine beste Freundin war mindestens genauso aufgeregt wie ich, aber auch sie hat es gut überstanden.
Alle Menschen, bekannte und unbekannte, waren nett, jeder hat mich mit Sam angesprochen und es war ein kompletter Tag (fast) ohne Gender Dysphoria. Anfangs fühlte ich mich in meinem Anzug und Krawatte etwas over-dressed, als ich so in der Bahn saß, umringt von Menschen in Jeans und Jogginghosen, aber kaum war ich angekommen, war alles gut. Einen kurzen Moment der Dysphoria hatte ich noch mal im Standesamt, weil man dort ja mit Geburtsnamen/-geschlecht angesprochen wird und als ich im Restaurant nicht wusste, auf welche Toilette ich nun gehen soll.
Die Soziale Phobie hat mir kurz zu schaffen gemacht, als ich mich allein vorne auf den Stuhl setzen musste am Tisch der Standesbeamtin, um als Trauzeuge zu unterschreiben. Und nochmal, als ich mich erst nicht auf Toilette getraut habe. Ansonsten haben die erarbeiteten Skills (z.B. Aufmerksamkeit nach außen richten) recht gut funktioniert.
Es war ein wirklich schöner Tag, wir haben viel gelacht, gequatscht, fotografiert und sehr viel gegessen.
Nun werde ich meine Fotos durchgehen und sie meiner besten Freundin und ihrem Mann bei unserem nächsten Treffen aushändigen.
Die Heimfahrt verlief dann nicht nach Plan. Meine Bahn von Pforzheim nach Karlsruhe hatte Verspätung, d.h. ich hätte meinen Anschluss verpasst. Dieser ist dann allerdings sowieso ausgefallen, also musste ich zur DB Info, um meine Zugbindung aufheben zu lassen. Ewig in der Schlange gestanden, dann zum Mitarbeiter hin, gesagt, dass mein Zug ausgefallen ist und ich Zugbindung habe. Er hebt meine Zugbindung ein, schaut mich dann an und meint „und jetzt wollen Sie aber ja noch nach Darmstadt…“ Ich denke: „Ähm ja, steht ja auf dem Ticket.“ Ich sage: „Ja“. Er: „Das müsst ihr gleich sagen, sonst fangen wir hier zwei Mal an.“
Der Kommentar hat mich geärgert. Es ist ja nicht meine Schuld, wenn er sein Hirn nicht nutzt. Ich habe aber jeglichen Kommentar runtergeschluckt und einfach geschwiegen, mir meine Ersatzverbindung geben lassen und bin wieder zum Gleis.
Die Ersatzverbindung bestand aus S-Bahnen, die mich über Heidelberg nach Darmstadt bringen sollten. Diese Bahnen hielten an jedem Kuhstall und ich war am Ende über 4 Stunden unterwegs. Danach war ich richtig platt, bin unter die Dusche und einfach nur erschöpft, aber doch glücklich, ins Bett gefallen.
Ich bin wirklich froh und dankbar, dass ich diesen schönen Tag als Trauzeuge an J.’s Seite sein und ihn mit meinen Lieblingsmenschen verbringen durfte. ♥♥♥♥♥♥♥♥
Oktober 15, 2017 at 5:34 pm
❤ ❤ ❤
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