Schwitzen, Herzrasen, (innerliches) zittern, Kaltschweiß, Herzstolpern, Schwindel, Atemnot/Kurzatmigkeit, Übelkeit/Bauchschmerzen, Beklemmung und Enge in der Brust – diese Dinge sind mein täglicher Begleiter.
Bei mir verursachen die verschiedensten (alltäglichen) Situationen extreme Angst und Unsicherheit. Ich liste einfach einmal einige auf:
- Arzttermine/Physiotherapie
- das Telefon klingelt / es klingelt an der Haustür
- Smalltalk
- (neue) Menschen treffen
- unbekannte Orte, an denen ich vorher noch nie war
- Bahn/Bus fahren
- Seminare/Lehrgänge
- öffentliche Toiletten
- Menschenmengen
- Krieg/Gewalt/Tod
- laute und/oder betrunkene Menschen
- pöbelnde Menschen
- unbekannte Parkplätze/Parksituationen
- Höhen
- Fehler machen
- nach Hilfe fragen
- einkaufen/bezahlen an der Kasse
- Essen in der Öffentlichkeit
- Essen/Getränke bestellen / bezahlen im Restaurant
- die Post aus dem Briefkasten holen (Was erwartet mich? Wer schreibt mir? Hoffentlich ist nichts schlimmes dabei!)
- uvm.
Mein Umgang mit diesen Dingen ist unterschiedlich:
- Tot-stellen
- Vermeidung
- Überwindung
Egal, welche „Methode“ ich wähle, die Angst bleibt. Auch wenn ich mich überwinde, was ja das übliche Vorgehen bei einer Angststörung ist, bleibt meine Angst bestehen:
- Selbst nach dem 100. Besuch beim Hausarzt bin ich noch völlig durch den Wind, wenn ein neuer Termin ansteht.
- Selbst nach dem 500. Telefonat bekomme ich Schweißausbrüche, wenn ich wieder eines tätigen muss.
- Selbst nach der 1000. Busfahrt werde ich zittrig, wenn ich den vollen Bus kommen sehe.
Es ist wirklich zum Mäuse melken. Jeder Tag ein Kampf. Jede Situation kostet Überwindung. Immer und immer wieder.
Außenstehende haben oftmals keine Ahnung, was in mir vorgeht, wie ich innerlich zittere und mit mir und der Angst kämpfe. Nach außen wirke ich ruhig und gefasst, während innen drin alles zerfällt und meine Seele ein Häufchen Elend ist.
Manchmal kostet es mich sogar Überwindung, das Haus überhaupt zu verlassen.
Und selbst, wenn ich einmal NICHTS tue, nur zu Hause bin, lese, Musik höre, mit lieben Menschen schreibe, kann mich die Angst überkommen. In einem Moment ist alles gut, im Nächsten ist die Anspannung so hoch, dass ich glaube zu platzen.
Ich kämpfe. Tag für Tag. Stunde für Stunde. Tue immer wieder Dinge, die mir Angst machen, in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird. Doch wird es das?
Ich habe diese Problematik seit fast 20 Jahren. Ja, es ist ein wenig besser als damals in der Pubertät, aber es ist trotzdem noch schlimm genug. Ich zeige es mittlerweile nur nicht mehr so offen. Habe gelernt, es zu verstecken. Zu überspielen. So merken es die Menschen nicht gleich und stempeln mich nicht sofort als „total durchgeknallt“ ab.
Manchmal wünsche ich mir, ich könnte den Leuten einfach ehrlich sagen, dass ich Panik habe, ohne verurteilt und verstoßen zu werden. Ich wünsche mir Verständnis und Unterstützung.
Ich kämpfe weiter, denn ich möchte gern irgendwann ohne diese krüppelnde Angst leben. Oder zumindest mit weniger davon. Ich möchte Dinge tun, die mir Spass machen, auf die ich Lust habe, ohne dass ich mir mit der Angst selbst im Weg stehe. Ich möchte nicht so oft denken „Ich wünschte ich könnte dies oder jenes jetzt tun“, sondern es einfach entspannt tun.
Ich möchte mein Leben genießen. Ohne Panik. Einfach leben.
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