Mit quietschenden Bremsen hält die Regionalbahn an dem kleinen Provinzbahnhof der Kurstadt, die von nun an mein Zuhause sein wird. Die Sonne geht gerade unter und taucht den Bahnhof in ein weiches Licht.
Ich war vorher noch nie hier, nichts verbindet mich mit diesem Ort. Der Dartpfeil, den ich auf die große Landkarte in meinem Berliner Wohnzimmer warf, hat ihn ausgewählt.
Es ist ruhig hier, ich sehe einen kleinen Park&Ride Parkplatz und einen Italiener. Mein Magen knurrt, gern würde ich jetzt eine Pizza essen. Die Vernunft sagt mir, dass ich kein Geld mehr für solchen Luxus habe, doch der Hunger siegt. Ich betrete das Restaurant und bestelle mir die günstigste Pizza, eine Margaritha zum Mitnehmen, und nutze die Wartezeit, um mich etwas frisch zu machen.
Wo verbringe ich bloß die Nacht?
Meine Pizza esse ich auf einer kleinen Bank. Im Gebäude gegenüber befinden sich eine Arztpraxis, eine Apotheke, ein Bäcker und eine Volksbank, daneben ein Elektronikladen.
Langsam laufe ich die Hauptstraße – eine Einbahnstraße, so klein ist dieses Kaff – entlang, entsorge meinen leeren Pizzakarton im Mülleimer und halte Ausschau nach einem Schlafplatz.
Wie bin ich nur hier her geraten? Schön ist die Stadt ja irgendwie, aber was für ein Schlamassel….
Ich habe mich mit den falschen Leuten angelegt, habe die Seiten gewechselt und den großen Deal auffliegen lassen. Ich habe sie alle verpfiffen und jetzt hocken sie in Polizeigewahrsam. Lange bleiben sie da sicher nicht. Deshalb bin ich auf der Flucht. Geflohen von Berlin nach Bad König.
Wie lange es wohl dauern wird, bis sie mich finden?
08/04/2017
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