Triggerwarnung: Der folgende Blogpost dreht sich um’s Thema Essen, beschreibt unter anderem Essgewohnheiten  und enthält Gewichts- und Kalorienangaben.

Puh. Thema Essen.

Ich wollte schon länger über dieses Thema schreiben, aber irgendwie habe ich es bisher nicht geschafft. Das Thema ist auch für mich ein großer Trigger und enorm mit Scham und Ekel behaftet.

Ich bin übergewichtig. So. Da. Ich habe es gesagt. Nicht, dass man das nicht sehen würde, aber es ist doch noch einmal etwas anderes, es in einem Blog so zu schreiben. Ich habe ca. 30-35kg Übergewicht und nein, ich fühle mich alles andere als wohl damit. Nichts mit „Curves are Sexy“ und solchen Dingen. An mir ist nichts sexy. Ich kämpfe schon seit Jahren mir meinem Gewicht und auch mit starken Gewichtsschwankungen. Mal hungere ich mich auf Normalgewicht, dann fresse ich bis zum Umfallen und nehme wieder enorm zu.

Ich fühle mich nicht gut dabei.

Ich schäme mich.

Ich würde gerne abnehmen, mich gesund ernähren und ein normales Verhältnis zu Essen haben. Ich möchte Sport treiben können, Treppen steigen ohne nach Luft zu hecheln, mein Pony einreiten und in schöne Jeans, Hemden und Anzüge passen.

Mein Essverhalten ist schon fast zwanghaft. Meine Gedanken drehen sich nur um’s Essen.

Wenn ich nachts aufwache, denke ich an essen.

Wenn ich morgens aufstehe, denke ich an essen.

Im Stall denke ich an essen.

Im Bad denke ich an essen.

Wenn ich esse, denke ich an essen.

Wenn ich zu Bett gehe, denke ich an essen.

Und zwischen all diesen Dingen denke ich auch an essen.

Es ist ein richtiger Suchtdruck, den ich habe und der erst befriedigt wird, wenn ich esse. Zumindest für kurze Zeit. Danach kommt der tiefe Fall.

Ich esse in jeder möglichen Situation. Alles was da ist. Deftig und süß. Sättigungsgefühl? Fehlanzeige. Erst wenn mir schlecht ist, überlege ich, eine Pause einzulegen. Bei negativen Gefühlen wie Frust, Trauer, innerer Leere, Überforderung, Angst, Langeweile, etc. esse ich bergeweise Schokolade. Wirklich. Viele, viele Tafeln. Nur ein Stück oder ein Riegel reicht nie. Wenn nichts da ist, fahre ich los und kaufe mir etwas. Wie der Alkoholsüchtige, der zur Tanke fährt, um sich das alkoholische Getränk seiner Wahl zu besorgen.

Selbst während ich diesen Text schreibe, stopfe ich nebenbei Essen in mich hinein.

Dem gegenüber stehen Hungerphasen. Das sind Phasen, in denen ich mir nur ganz bestimmte wenige Lebensmittel erlaube, z.B. nur Reis oder nur Obst/Gemüse und mich auch häufig vor den enthaltenen Kalorien ekle. Oft zähle ich in solchen Phasen auch strikt die Kalorien. Mehr wie 500 sind tabu. In diesen Zeiten habe ich es schon geschafft, mich auf Normalgewicht zu hungern. Allerdings ist das weder gesund noch nachhaltig. Frustrierend ist es auch.

Zudem habe ich auch schon alle möglichen Ernährungsweisen durchprobiert, von Saftfasten bis Low Carb war alles dabei.

Ich habe versucht, meine Ernährung umzustellen und regelmäßig Sport zu treiben, doch halte ich nie lange durch und das, obwohl mir die ganzen gesunden Sachen wirklich gut schmecken.

Langsam essen fällt mir schwer. Ich schlinge förmlich. Als würde mir sonst jemand das Essen wegnehmen. Ich versuche extra mit kleinen Löffeln und Gabeln zu essen, aber auch das verlangsamt das Ganze kaum. Esse ich in der Öffentlichkeit, schäme ich mich. Die Gedanken fangen an zu kreisen: „Die denken bestimmt alle: ‚Man was frisst die fette Kuh denn da schon wieder?'“, etc.

Ich fühle mich disziplinlos und als Versager, weil ich es einfach nicht schaffe, ganz normal zu essen. Ich möchte gar nicht super dünn sein; Normalgewicht, oder gar 5kg über Normalgewicht würden mir völlig ausreichen. Aber nicht einmal das scheine ich zu schaffen. Ich kann kaum in den Spiegel sehen, denn dort sehe ich einfach nur einen fetten, ekligen, unansehnlichen Klotz.

Nach dem Essen geht es mir natürlich oft noch schlechter als zuvor.

Auch Skills habe ich schon angewendet. Die Liste rauf und runter, aber selbst Skills die mir bei dem Drang zu anderen selbstverletzenden Verhaltensweisen helfen, schlagen bei diesem Thema nicht an.

Ich weiß natürlich, dass es nicht vom Körper und Gewicht abhängt, ob ich liebenswert bin oder nicht. Ich weiß, dass Schönheit von innen kommt und ich weiß, dass meine Familie und Freunde mich auch mit Übergewicht mögen. Das alles ändert aber nichts daran, dass ICH mich so unwohl fühle. Ich mag Rundungen an mir sowieso nicht, wünsche mir einen männlicheren Körper. Das Fett und die dadurch entstehende Unbeweglichkeit machen es nicht besser. Mein Rücken schmerzt, meine Knie und Füße beschweren sich.

Ich kann so nicht weiter machen. Das muss sich ändern.

Ich habe das Thema schon in der Therapie angesprochen. Die extremen Fressanfälle sind eigentlich mein letztes großes selbstverletzendes Verhalten. Nach jeder Attacke schreibe ich eine Verhaltensanalyse um den Ursachen auf den Grund zu gehen und um hoffentlich etwas nachhaltig ändern zu können. Ich hoffe sehr, dass mir Frau S. dabei helfen kann, denn auch wenn ich mit Übergewicht geliebt werde, möchte ich für mich gerne ein paar Pfunde verlieren und gesünder leben.

So, hiermit ist es raus. Ich weiß nicht, was ich mir erhoffe. Nichts eigentlich. Es musste nur einfach einmal alles niedergeschrieben werden. Schwarz auf weiß. Das ist mein großes Problem. Ich schäme mich dafür. Aber hier ist es.

Passt auf euch auf!