Jeden letzen Donnerstag im Monat ist in der Tagesklinik, in der ich war, Patientenkaffee für Patienten, Ehemalige und Angehörige. Man sitzt von 15:30 bis ca. 17 Uhr zusammen, tauscht sich aus, trinkt Kaffee oder Tee und oft gibt es auch einige Leckereien.
Für den Februar haben sich viele ehemalige Patienten angekündigt, mit denen ich zusammen in der Klinik war. Ich sage ein paar Tage vorher auch zu. Rausgehen ist gut. Sozialer Kontakt ist gut. Ich schaffe das schon.
Donnerstag morgen wache ich auf, gehe in den Stall, Frühstücke und lege mich wieder auf die Couch. Schlafe. Dusche. Esse zu Mittag. Jetzt kommt die Aufregung. Ich bin zappelig, fühle unterschwellige Panik. Mir ist übel, der Bauch kribbelt, ich bin nervös und kann nicht still sitzen. Ich bereue es, zugesagt zu haben.
Die Anspannung wird immer schlimmer, je weiter der Tag fortschreitet. Ich skille. Höre Musik, lutsche scharfe Bonbons, tigere durch die Wohnung, schreibe mit meiner besten Freundin und betreibe Brainstorming für einen Blogpost. Eigentlich weiss ich gar nicht, weshalb ich so angespannt bin. Es kommen viele Leute, die ich kenne und mag. Ich freue mich sogar auf sie und doch nimmt die Nervosität immer mehr zu.
Ich entscheide mich dazu, früher loszufahren und noch ein bisschen in der Stadt spazieren zu gehen. Frische Luft und Ablenkung hilft mir oft bei Anspannung. Ich gehe auf die Bank, hole Geld und sitze danach ein bisschen auf dem Marktplatz. Danach streune ich durch den NKD, kaufe mir Boxershorts und eine Jogginghose. Als ich den Laden verlasse und mich auf den Weg in Richtung Klinik mache, begegnet mir das erste bekannte Gesicht. Ich umarme G., wir laufen gemeinsam zur Tagesklinik und erzählen, wie es uns so ergangen ist. Meine Anspannung ist gesunken, ich fühle mich wohler. Angekommen sehen wir noch mehr freundliche Gesichter. Es wird geknuddelt, begrüßt und erzählt. Endlich bin ich froh, dass ich mich überwunden habe und hingegangen bin.
Um Punkt 15:30 Uhr stürmen wir den Gemeinschaftsraum, begrüßen die Pflege, die Ergotherapeutin sowie die Stationsärztin, schieben die Tische zusammen und quatschen darüber, was es Neues gibt, wer in Reha muss. Witze werden erzählt und es wird gelacht. Die Zeit vergeht wie im Flug und im Nu ist es Zeit sich zu verabschieden. Ich verabrede mit M., die in meiner Nähe wohnt, dass wir mal zusammen spazieren gehen und laufe dann erleichtert durch den Regen zu meinem Auto.
Zu Hause angekommen, dusche ich und falle erschöpft ins Bett. Soziale Kontakte machen mich extrem müde, jedoch bin ich froh, dass ich so viele liebe Leute wieder gesehen habe.
Oft lohnt es sich wirklich, der Antriebslosigkeit und der Angst einen Tritt in den Hintern zu geben und einfach raus zu gehen.
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