Irgendwie fällt es mir sehr schwer, einen Anfang für diesen Beitrag zu finden.
Wie viele psychisch kranke Menschen habe auch ich einige Zwänge und Routinen, aus denen ich es nicht schaffe auszubrechen. Ich habe über die Einzelheiten noch nie gesprochen und wahrscheinlich ist dieser Blogbeitrag unter anderem deshalb so schwierig für mich.
Ich weiss auch, ehrlich gesagt, gar nicht, was ich damit bezwecke, dies hier gerade zu schreiben, aber ich mache trotzdem einfach einmal weiter…
Ohne bestimmte Rituale komme ich nicht durch den Tag. Es fängt damit an, dass ich jeden Tag früh aufstehen muss – aller spätestens um 5 Uhr, je früher desto besser. Ich versuche manchmal bewusst, eine halbe Stunde länger lieben zu bleiben, jedoch gelingt es mir nicht. Ich werde innerlich total unruhig und aufgeregt, die Anspannung steigt. Erst wenn ich aufgestanden bin, sinkt sie und ich beruhige mich. Kaum bin ich aufgestanden, ziehe ich mich an, bereite das Futter für meine Pferde vor und fahre in den Stall. Dort angekommen kümmere ich mich um die Tiere, erledige die Stallarbeit und schaue allgemein nach dem Rechten. Sobald ich im Stall fertig bin, gibt es Frühstück.
Dadurch, dass ich zur Zeit krankgeschrieben bin, habe ich dann nichts zu tun. Also, ’nichts‘ ist natürlich nicht ganz wahr. Ich hätte einiges zu tun: Haushalt, Fernstudium, Bloggen, etc., nur schaffe ich es nicht, etwas zu machen. Ich kann mich kaum dazu aufraffen, einen Tee zu kochen, geschweige denn, den Haushalt zu schmeissen.
Meine Zwänge machen mein Leben natürlich nicht leichter. Ich liste einfach einmal ein paar auf:
- Ich muss meine Hände immer mindestens 2x waschen
- Bestimmte Gegenstände kann ich nicht berühren ohne danach sofort Hände waschen zu müssen
- Ich habe Kleidung, die ich draussen anziehe und Kleidung für drinnen. Berühre ich versehentlich die „Draussen-Kleidung“, muss ich meine Hände waschen
- Ich kann nicht ungeduscht ins Bett gehen.
- Wenn ich geduscht bin, darf ich nur noch Schlafzimmer, Küche und Bad betreten.
- Ich muss täglich meine Toilette und mein Handy desinfizieren.
- Ich darf mein Bett nicht mit ungewaschenen Händen bzw. ungeduscht oder mit anderen Kleidungsstücken ausser der Schlafkleidung berühren.
- Wenn ich arbeiten gehe oder zum Bahnhof fahre, parke ich immer auf dem gleichen Parkplatz. Wenn dieser besetzt ist, ist mein Tag gelaufen.
- Dinge, die ich mit draussen hatte (z.B. ein Buch), kann ich nicht mehr mit ins Schlafzimmer nehmen, ausser sie lassen sich desinfizieren (z.B. Handy, E-Book Reader).
Dies sind nur einige wenige Beispiele.
Auch Routinen schränken mich oft ein. Wenn ich mir für einen Tag eine bestimmt Routine vorgenommen habe, ist es mir so gut wie unmöglich, von dieser wieder abzuweichen. Habe ich mir beispielsweise einmal vorgenommen um halb 12 zu Mittag zu essen, muss das auch so passieren. Wenn ich aus irgendwelchen Gründen meine Routine ändern muss, bin ich sehr irritiert, angespannt und komme nur schwer damit zurecht.
Dieses Phänomen ist bei mir nichts neues. Schon als Kind haben mich Veränderungen extrem aus der Bahn geworfen.
Unvorhersehbare Dinge verunsichern und überfordern mich. Sie stressen mich unheimlich.
Irgendwie ist dieser Eintrag nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Dabei weiss ich eigentlich gar nicht, wie ich mir den Eintrag vorgestellt hatte. Jedenfalls nicht so. Aber wie dann?
Ich bin mal wieder unzufrieden und von mir selbst und meinem Perfektionsmus genervt. Meine Art zu schreiben gefällt mir nicht. Zudem fühle ich mich, als würde ich übertreiben.
„Eigentlich sind die Zwänge und Routinen doch gar nicht so schlimm oder einschränkend.“
„Ich bilde mir das alles nur ein.“
Diese und ähnliche Dinge gehen mir nun durch den Kopf. Mein Hirn denkt sie. Und es denkt, dass andere Leute sie denken könnten…
Ich stehe mir selbst im Weg, mache mir das Leben schwer, habe Angst vor Veränderungen und trete auf der Stelle. Ich weiss nicht, wie es mit mir beruflich und privat weitergehen soll. Ich habe so viele Wünsche, Träume und Pläne, schaffe es aber nicht, sie anzugehen und umzusetzen.
Ich wünschte, ich könnte all die Dinge, die mich so einschränken, einfach einmal beiseite schieben und zielsicher meinen Weg gehen… Ich wünschte, ich könnte mein Leben einfach geniessen, so wie andere es können ohne ständige Zweifel, Ängste und Zwänge.
Februar 15, 2017 at 8:52 pm
Mir gefällt dein Beitrag und deine Art zu schreiben. Ehrlich. Und das einzige, was mir zu deinen Zwängen beim Lesen in den Kopf kam, war: Wow. Das muss unglaublich anstrengend sein.
Pass auf dich auf!
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